Wednesday, February 9, 2011

Ampcorp#20 – Termine Termine Termine

Termine, Termine, Termine – was ist in einem Termin? Ist doch nur eine Projektion. Eine Art
fiktive Verankerung...
Ich hatte diesen Monat schon viele Termine.

Es gab ja das Veröffentlichungsdatum 31. Januar. Das war nur ein erfundener Zeitpunkt, so dass
Leute koordinieren konnten, nette Dinge über The Octopus zu schreiben, immer im Kopf, einem
Veröffentlichungstermin folgen zu müssen.

Zusätzlich zu diesem gibt es nun ein Einzelhandels-Veröffentlichungsdatum. Das ist ein
anderes – nämlich der 21/2/2011. Das kommt daher, dass wir erst vor ein paar Wochen den
Entschluss gefasst haben, The Octopus in die Läden zu bringen und daher neue Ware herstellen
lassen mussten, um die Bestellungen abzudecken. Normalerweise macht man das einen Monat
vorher. Leider ist das ein verzwickter Balanceakt. Du darfst nicht überproduzieren, musst aber
gleichzeitig auch die Bestellungen abdecken können. Ist ja nicht wie bei Paypal – du kriegst dein
Geld nicht direkt beim Verkauf – du wirst erst 3 Monate später bezahlt. Du kannst dir denken,
dass es da super easy ist, zwischen der Produktion und dem Bezahltwerden pleite zu gehen,
wenn man nicht aufpasst.

Der Weg, der uns zur Entscheidung für die Einzelhandelsversion führte, ist recht interessant.
Er begann vor ein paar Monaten, als ich ein Treffen mit einer Plattenfirma hatte, die uns
die Möglichkeit zum Vertrieb anbot, was in Wirklichkeit jedoch als verkappter Plattendeal
rausstellte. Nachdem das abgewendet war, realisierte ich schnell, dass VIEL MEHR Leute The
Octopus wenigstens sehen, wenn schon nicht kaufen würden, wenn sie ihn im Plattenladen
um die Ecke oder online bei Amazon oder einem anderen Shop sehen würden. Im Grunde
genommen ist das kostenlose Werbung. Zusammen mit der Tatsache, dass wir mit der Gatefold
Wallet Edition bereits ein ziemlich überflüssiges Promo-Format hatten, wäre es blöd gewesen,
sich diese Chance entgehen zu lassen. Offensichtlich waren wir nicht daran interessiert, eine
Plattenfirma daran zu beteiligen. Doch als die Presse einmal richtig angelaufen war, dauerte es
nicht lange, jemanden mit einem Vertrieb und der nötigen Logistik zu finden, der Lust hatte,
mitzumachen.

Und das funktioniert so – ein Distributionsvertrag teilt sich in 3 Teile zwischen Label /
Vertreiber / und Händler auf. Wenn der Händler mit Verlust oder sehr billig verkaufen will –
das ist seine Entscheidung – wir bekommen immer das gleiche bezahlt. Das ist natürlich nicht
annähernd so viel, als wenn wir es selbst verkaufen würden - wir bekommen nur einen Bruchteil
von dem, was wir von einem eigenen Verkauf kriegen würden. Aber man darf nicht missachten,
dass man mit einem Plattendeal nur einen 20%igen Anteil anstatt der ganzen Summe bekommen
würde. Im Prinzip dreht sich alles um Zahlen. Wenn also viele Läden deine Platte promoten,
wird sie sich um eine Vielfaches mehr verkaufen, als Stück für Stück aus deinem eigenen Laden.

Warum ist das wichtig? Nun, obwohl du weniger Geld damit verdienst, sind Zahlen aus
mehreren Gründen entscheidend. Das Offensichtlichste – um dir einen Namen zu machen. Auch
werden sie Auftritte und Ticketverkäufe ankurbeln. Leute zahlen zwar weniger für The Octopus,
werden aber eher ein T-Shirt oder etwas anderes aus unserem Angebot kaufen. Es gibt eine

Menge Gründe… Es ist eine Art Lockvogelangebot von uns, ohne aber Verlust zu machen.

Es gab ein Zugeständnis, das wir machen mussten, über das wir uns eine Weile Sorgen gemacht
haben. Und das war der Fakt, dass wir einen Strichcode auf den heiligen Octopus aufbringen
mussten, um ihn im Handel verkaufen zu können. Das ist einfach so – wenn du irgendwas
hast, was gelagert, abgerechnet und inventarisiert werden muss, brauchst du einen Strichcode.
Wenn du das nicht akzeptierst, kannst du nicht mitspielen. Wir waren unglücklich darüber, also
entschieden wir uns, das Buch zu befragen, um die korrekte Vorgehensweise herauszufinden.
Das Buch enthält immer die richtige Antwort.

#464: “Ein Virus befällt den Mechanismus seines Wirtes”

Der einzige Weg, den ästhetischen Widerspruch zu umgehen war es, den Strichcode auf einen
leicht abzulösenden Aufkleber zu drucken, so dass man ihn sofort nach dem Auspacken abziehen
kann. Das einzig Gute daran ist, dass über dem Strichcode die Katalognummer AMPCORP02
steht. Jeder, der gesagt hat, dass Ampcorp keine richtige Plattenfirma ist, kann sich nun mit dem
Gesicht zur Wand in die Ecke stellen...

Egal, ich schweife ab.

Zurück zu der Sache mit den Terminen – das Jonglieren mit den Tourdaten hat begonnen.
Es freut mich sagen zu dürfen, dass die ersten deutschen Konzerttermine bald bekanntgegeben
werden – weitere Termine folgen. Es wird auch Festivals geben und hoffentlich später im Jahr
Reisen in ferne Länder, in denen wir noch nie gewesen sind. Bevor ich schließe, möchte ich euch
noch eine kleine Geschichte erzählen, von der ich denke, dass sie den Unterschied zwischen dem
alten und dem neuen Weg deutlich macht.

Wir haben uns neulich mit einem neuen Agenten in Deutschland zusammengeschlossen – ein
Typ, der mal in einer Band war, die vor vielen Jahren mit uns tourte. Er ist noch grün hinter den
Ohren. Jung, gewissenhaft, ambitioniert und hart arbeitend, und so geradeaus wie’s nur geht –
er besitzt eine Eigenschaft namens „Idealismus“. Wir respektieren das. Unser Bonze von Agent
in England weigerte sich, mit ihm zu arbeiten, weil “mit jemandem, der noch grün hinter den
Ohren ist zu arbeiten, das Potential immens senkt”. Siehst du, das ist eine schlechte Einstellung.
Jeder fängt mal an. Diese neuen Leute sind die Zukunft. Die alten sind die Vergangenheit. Wir
würden uns lieber mit der Zukunft verbünden als mit dem Überrest von irgendeinem Mist, der
schon lange vorbei ist. Im Nachhinein betrachtet – es ist, wie um 4 Uhr morgens mit leeren
Taschen aus einem Casino zu kommen und zu denken „Was war das denn bitte?“. Ein hungriger
junger Mann geht raus, um für seine Familie zu jagen. Ein fetter alter Mann lehnt sich in seinem
Sessel zurück und quatscht Scheiße.

Das ist meine Meinung.

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